Carnaubawachs ist das härteste aller pflanzlichen Wachse. Produziert wird es von den Blättern der brasilianischen Fächerpalme Copernicia cerifera, benannt nach dem bedeutenden Astronomen Nikolaus Kopernikus. In der Regenzeit lässt das Wachs die Wassertropfen von den Palmblättern abperlen, in der Trockenzeit schützt es sie vor dem Austrocknen. Schon im 17. Jahrhundert verwendete man das begehrte Wachs in Brasilien. Die ersten Exporte datieren auf das Jahr 1890.
Heute werden relativ konstant jährlich um die 20.000 Tonnen Carnaubawachs produziert. Dazu erntet man nur einen Teil der nachwachsenden Blätter, bündelt und trocknet sie in der Sonne. Streicht man mit den Fingern über ein trockenes Palmblatt, löst sich das spröde Wachs in feinen Nadeln ab. Zur gewerbsmäßigen Gewinnung werden die Blätter meist mechanisch zerkleinert. Das Wachs wird zugleich von den Pflanzenteilen getrennt aufgefangen. Interessanterweise variiert die Farbe von Carnaubawachs je nach Alter der Blätter von hellgelb bis bernsteinfarben.
Was das Wachs auszeichnet, ist neben seiner Härte der hohe Schmelzpunkt von etwa 85°C. Damit widersteht es wärmeren Temperaturen und Sonneneinstrahlung. Außerdem ist es unverdaulich, was bedeutet, dass es unverändert wieder ausgeschieden wird. Daher ist es auch für den Verzehr geeignet und bietet sich sowohl für Nahrungsmittel als auch für technische, pharmazeutische und kosmetische Zwecke an.
Man findet es als Trenn- oder Überzugsmittel auf Gummibärchen, Kaugummi oder Zitrusfrüchten, als Schutzüberzug auf Tabletten, als resistentes Wachs für Holzböden, in Schuhcreme, Auto- und Möbelpolituren. In Kombination mit Bienenwachs dient es als Mundstück für australische Didgeridoos.
Carnaubawachs kann auf unterschiedliche Weise zur Qualität eines kosmetischen Produkts beitragen. Es bildet einen wasserfesten Film und kann so das Verlaufen von Make-up verhindern. Durch seinen hohen Schmelzpunkt sorgt es dafür, dass zum Beispiel Lippenstifte oder Lipliner auch bei wärmeren Temperaturen stabil in Form bleiben.
Kugelförmige Partikel des Wachses können als Peelingkörperchen dienen; mischt man diese bei nicht zu hohen Temperaturen in ein Schminkprodukt, erzielt man einen mattierenden Weichzeichner-Effekt. Schmilzt man das Wachs junger Blätter, lässt sich ein schöner Glanz erreichen. Und nicht zuletzt besitzt Carnaubawachs eine hautpflegende und glättende Wirkung.